Historie
Die Stadtwache Oecher Börjerwehr ist begründet auf eine weit zurückliegende, tief verwurzelte historische Stadtgeschichte.
Bereits 1172 wurde eine Stadtwache in Aachen erwähnt.
Aus dem Carnevalsclub "Oecher Blomme" gründete sich im Jahre 1922 unsere heutige Stadtwache Oecher Börjerwehr. Über Jahrzehnte hinweg entwickelte sich die Börjerwehr zu einem immer jungen aber auch der Tradition verpflichteten Karnevals-Korps.
Die hier beschriebenen Ereignisse sind nur kurze Beschreibungen und Abrisse aus der langen, langen Geschichte der Oecher Börjerwehr, die in der vorliegenden Form keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben!
Am 21. Januar 1922 trafen sich im Lokal Schümmer „Zum gemütlichen Eck“, (Adalbertsteinweg / Ecke Sedanstraße) 13 Freunde – ehemalige Mitglieder der beiden Karnevalsvereine „Knülle Bülle“ von 1872 und „Dulcamarie“ von 1876 – und gründeten unter dem Vorsitz von Hubert von Lohr, einen Unterhaltungsclub mit dem Namen „Oecher Blomme“.
Beim ersten Rosenmontagszug nach dem vergangenen Weltkrieg waren die „Oecher Blomme“ im Jahre 1928 bereits mit von der Partie. Unter dem Motto „Kappenfahrt“ zogen Prinz Hans II. (Esser) und als Fußgruppe die „Oecher Blomme“, singend mit dem damals angesagten Karnevalsschlager „Aber heut‘ sind wir fidel!“ durch das mit einem strengen Besatzungsstatut belegte Aachen. Im Jahre 1929 beschlossen die Mitglieder einstimmig, den Unterhaltungsclub in eine Karnevalsgesellschaft unter dem Namen „Oecher Blomme 1922“ umzuwandeln.
Schon beim kurz darauffolgenden Rosenmontagszug begleiteten Sie – erstmals als Karnevalsgesellschaft – „Eisprinz“ Ernst I. (Nießen) und andere Karnevalisten bei ca. minus 20 Grad durch das vor Kälte zitternde, närrische Aachen. Ab dem Jahre 1930 war für ein paar Lenze, bedingt durch die allgemeine Wirtschaftskrise und die damit verbundene, hohe Zahl arbeitsloser Bürger, an einen organisierten Karneval nicht zu denken und so mussten die „Oecher Blomme 1922“ – wie viele andere Vereine und Karnevalisten auch – das närrische Treiben ruhen lassen.
Inmitten völlig veränderter, politischer Bedingungen fand 1935 wieder ein Rosenmontagszug in Aachen statt. Unter dem Motto „Aachen packt aus“ zog seine Tollität Prinz Gustav I. (Wiertz) unterstützt von 10 Karnevalsgesellschaften und 23
kostümierten Gruppen, ab Süsterfeld durch Aachens närrische Straßen. Eine der teilnehmenden Karnevalsgesellschaften war natürlich die Karnevalsgesellschaft „Oecher Blomme 1922“ mit ihrer genialen Darstellung der „Au Vingeling“, dem alten Polizeigefängnis.
Im darauffolgenden Jahr – 1936 – standen große Veränderungen an, denn nach Aschermittwoch beschlossen die Mitglieder der Karnevalsgesellschaft „Ocher Blomme 1922“, die Umfirmierung der Gesellschaft in ein Karnevalskorps mit dem Namen „Stadtwache Oecher Börjerwehr 1922“.
Bereits 1937 nahm die „Stadtwache Oecher Börjerwehr 1922“ – unter Leitung von Kommandant Hubert von Lohr – am Rosenmontagszug in anmutigen, schwarzgelben Uniformen teil.
Schmuckstück des Korps war die erstmalig benannte Tanzmarie Wilhelm(ine) Hinz. Stolz präsentierten die Soldaten der Stadtwache im Rosenmontagszug 1938 ihr erstes, eigenes Geschütz.
Jedoch verhießen die Zeichen der Zeit nichts Gutes und so tauschten die Mitglieder der „Stadtwache Oecher Börjerwehr 1922“, wie viele andere Karnevalisten auch, im Jahr 1939 – nach dem letzten Rosenmontagszug vor dem Krieg – ihre schmucken Uniformen gegen feldgraue Waffenröcke – es begann der 2. Weltkrieg.
Nach dem Krieg sammelten sich bereits 1946 wieder eine Handvoll Männer, um mit humorvollem Herzen und großem Idealismus die Börjerwehr neu zu formieren. Unter dem neuen Kommandanten Matthias von Lohr wurde die „Stadtwache Oecher Börjerwehr 1922“ im gleichen Jahr auch Mitglied im „Ausschuss Aachener Karneval“.
Dem großen Tatendrang der Mitglieder und deren Frauen war es zu verdanken, dass zur Eröffnung der Session 1949 / 1950 die „Stadtwache Oecher Börjerwehr 1922“ mit neuen, schmucken Uniformen in den Stadtfarben und – darüber hinaus – mit dem neu gegründeten, korpseigenen Fanfarenzug – unter Leitung von Hans Skrobeck – bei der Korpsübergabe aufmarschieren konnte.
Im Jahre 1950 löste Josef Brandenburg den bisherigen Kommandanten Matthias von Lohr ab, da sich dieser aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl stellte. Im gleichen Jahr belegte das erste Tanzpaar der Börjerwehr – Hilde und Matthias Öbel – den ersten Platz bei der Kaffeevisite des AKV – dem „Vorläufer“ des heutigen „Ball der Mariechen“.
Beim ersten Rosenmontagszug nach dem Krieg konnte die „Stadtwache Oecher Börjerwehr 1922“ mit stolzer Brust sowohl mit einem Motivwagen, als auch mit klingendem Spiel durch das närrische Aachen ziehen. Mit einem Sturm auf „Neu
Linzenhäuschen“ begann für die Stadtwächter die Karnevalssession 1950 / 1951, in welcher sie trotz „abhebender“ Mottos stets auf dem Boden blieben. Beim ersten Kinderzug nach dem Krieg überraschte die Stadtwache mit dem Mottowagen „Et
Friedensdüvvje von de Börjerwehr“ und einen Tag später beim Rosenmontagszug, die Narren am Straßenrand mit „fliegenden Untertassen“.
Nach weiteren, tollen Karnevalssessionen erfolgte 1954 die Aufnahme in den „Bund Deutscher Karneval“ unter der Mitgliedsnummer 2 und die Eintragung ins Vereinsregister Aachen. Es ging voran!
Im Restaurant „Walfisch“ feierte die „Stadtwache Oecher Börjerwehr 1922 e. V.“ im Jahre 1955 ihr 3x11-jähriges Jubiläum. Um dem Sessionsmotto „Alles jeck im Dreiländereck“ gerecht zu werden, entführte Prinz Helmut I. (Schulz) mit seinem
Gefolge und unter Mithilfe der Stadtwache einige Zollbeamte vom Hauptzollamt am Hauptbahnhof in einer Straßenbahn zur Vaalser Grenze. Hier wurden mit tatkräftiger Unterstützung der Prinzengarde der Stadt Aachen, unter Kommandant
Ferdi Franchi, die Schlagbäume in beiden Fahrtrichtungen für exakt 11 Minuten hochgezogen – damals schon ein Zeichen für ein freies (närrisches) Europa.
Auf Einladung des „Vereins der Aachener zu Berlin“ besuchte die „Stadtwache Oecher Börjerwehr 1922 e. V.“ im Jahr 1956 die alte Reichshauptstadt. Dieser Besuch legte den Grundstein für eine tolle Vereinsfreundschaft und viele weitere Vereinsfahrten in die „Stadt des Bären“.
Während des Rosenmontagszugs 1956 versagte bei minus 10 Grad der Traktor des Prinzenwagens. Prinz Herbert I. (Rütgers) musste kurzerhand in den Kommandantenwagen der stets hilfsbereiten Börjerwehr umsteigen, um sich weiterhin dem Narrenvolk, dass bei eisiger Kälte ausharrte, präsentieren zu können.
Bei der Generalversammlung im Jahre 1959 legte Kommandant „Jupp“ Brandenburg sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder. Nun war es Aufgabe seines Nachfolgers Peter Kröckel, die Börjerwehr in ein neues Jahrzehnt zu führen!
Mit einem bunten Knall begann für die Börjerwehr das neue Jahrzehnt. 1961 stürmten karnevalistische Truppen der „Stadtwache Oecher Börjerwehr 1922 e. V.“, der „Stadtgarde Oecher Penn“ und des „K. K. Oecher Storm“ auf Befehl seiner Tollität Klaus I. (Peters) die Gallwitzkaserne in Buschhausen.
In Wiesbaden nahm die Börjerwehr im Jahr 1966 an einer ZDF-Veranstaltung zugunsten der „Aktion Sorgenkind“ teil. Im gleichen Jahr trat nach 7-jähriger, erfolgreicher Amtszeit Kommandant Peter Kröckel zurück. Zum neuen Kommandanten wurde der amtierende Korpsoffizier Hans Clemens Janssen gewählt.
Im neuen Kurhaus konnte die Marketenderin Christa Rohner beim „Mariechenball“ 1967 den ersten Platz belegen – ein weiterer, tänzerischer Erfolg der schwarz-gelben Stadtwache.
Als emanzipierter Verein nahm der 28 Mann starke Fanfarenzug im Jahre 1968 erstmalig ein Mädchen als Gastmusikerin auf – Aggi Reuter wurde als „Klimperlieschen“ bekannt.
Seit dem Jahre 1970 konnte die Stadtwache mit einem eigenen Prunkwagen im Rosenmontagszug aufwarten. Zusätzlich begann das vom Diskofieber geprägte Jahrzehnt mit einem Paukenschlag beim „Mariechenball“ – erstmals tanzte ein
Tanzpaar (Aggi und Karla Reuter) für die Börjerwehr und belegte auf Anhieb den 4. Platz und gewann darüber hinaus den Fritz-Fischer-Preis sowie den Sparkassen-Preis.
Ihr 50-jähriges Goldjubiläum feierte die „Stadtwache Oecher Börjerwehr 1922 e. V.“ im Jahre 1972 mit einem fulminanten Rahmenprogramm, bei welchem Josef Heinen, Heini Mercks, Jupp Schollen, H. A. Preim, „Die drei Jowis“, „Die drei Atömchen“ und „Zwei Latze“ zu sehen und zu hören waren. Den krönenden Abschluss dieser Veranstaltung bildete der Aufmarsch der „Stadtgarde Oecher Penn“.
Im Sommer dieses Jahres begann auch die Umstellung des Fanfarenzugs zur Blaskapelle, welche der damalige Tambourmajor Peter Lehnen mit großem Einsatz vorantrieb.
In den Jahren 1974 bis 1976 belegte unser Tanzpaar Karla Reuter und Rainer Ortmanns beim „Mariechenball“ jeweils den 1. Platz, so dass sie in den folgenden 2 Jahren nur außer Konkurrenz mittanzen durften.
Die Jubiläumssitzung zum 55-jährigen Bestehen fand 1977 im Restaurant „Sandhäuschen“ in Laurensberg statt. Hier stellte das Ensemble des „Oecher Schängchen“ der Börjerwehr als Geschenk eine Figur namens „Viese Jupp“, einen hölzernen Wachsoldaten mit Dirigentenstab, für die kommende Session zur Verfügung.
1980 bekam der Musikzug von den Damen des Vereins eine neue Standarte überreicht, welche noch heute die Spitze bei den Aufmärschen der Börjerwehr bildet. Die feierliche Weihe der Standarte fand aus unerfindlichen Gründen erst 3
Jahre später in der Burtscheider Pfarrkirche „St. Michael“ statt.
„Aachen trauert um seinen letzten Volkssänger“ verlautete eine Pressemitteilung im September 1982, denn Jupp Schollen war gestorben. In der Trauer um ihr Ehrenmitglied rief die Börjerwehr auf Initiative von Kommandant Hans Clemens Janssen, die Jupp-Schollen-Gedächtnisplakette ins Leben. Erster Träger wurde 1983 der Aachener Volkskarnevalist Heini Mercks.
Der langjährige Kommandant Hans Clemens Janssen trat 1985 von seinem Amt zurück und übergab die Geschicke der Börjerwehr kommissarisch in die Hände des Ehrenmitglieds Hermann Josef Kruse.
Bei der Generalversammlung im darauffolgenden Jahr wurde Wilhelm „Willi“ Schillings zum neuen Kommandanten
gewählt. Ab dem Jahr 1987 verlegte die Stadtwache ihre große Sitzung in die „Kurparkterrassen“, da die Nachfrage nach Sitzungskarten immer größer wurde. In dieser Lokalität feierte man 1988 auch das 6x11-jährige Jubiläum der Stadtwache
und ein Jahr später das 40-jährige Bestehen des Musikzugs unter dem Motto „40 Jahre jecke Tüen“.
Im Mai 1990 zog die „Stadtwache Oecher Börjerwehr 1922 e. V.“ in voller Mannschaftsstärke und begleitet von einem „Oecher Noppenei“ bei strahlendem Sonnenschein durch Düsseldorf. Anlass war eine Einladung der befreundeten
„Gerresheimer Bürgerwehr“ zum verschobenen Rosenmontagszug der Landeshauptstadt.
Zum 70-jährigen Vereinsjubiläum im Jahre 1992 schlug die Börjerwehr erstmals ihre Zelte im großen Saal des Eurogress auf.
Die bisherige Lokalität war aufgrund der steigenden Nachfrage nach Sitzungskarten an ihre Grenze gekommen.
Die Börjerwehr verliebte sich immer mehr in großartige Städte und ferne Länder, was sich nicht nur in den jeweiligen Sessions-Mottos, den fulminanten Bühnenbildern im Europa-Saal und in den fantastischen Kostümierungen der Sitzungsgäste entsprechend niederschlug.
Zum Ende des Jahrtausends stand – 1999 – wieder ein Jubiläum an. Unter dem Motto „7x11 Jahre ist ein Hit – die ganze Welt, die feiert mit!“ feierte die Stadtwache das 77-jährige Bestehen, welches mit der Installation einer besonderen Ehrentafel gekürt wurde. Mit Unterstützung zahlreicher Karnevalsgesellschaften wurde eine Gedenktafel am Restaurant „Sedaneck“ – dem ehemaligen Restaurant „Zum gemütlichen Eck“ und Gründungsort – enthüllt.
Das neue, digitale Zeitalter machte auch vor der Börjerwehr nicht Halt und so präsentierte die Stadtwache im Jahre 2004 ihre neue (und erste) Internetseite unter www.boerjerwehr.de – aber das sollten nicht alle Neuerungen in diesem Jahr sein.
2004 wurden drei neue Veranstaltungen aus der Taufe gehoben.
Zum ersten Mal erblickte der frisch enthüllte Trööetemann im Januar das Licht der Welt – die Trööetemann-Enthüllung wart geboren.
Am höchsten Feiertag der Damen, dem Fettdonnerstag, lud die Börjerwehr erstmals unter dem Motto „Waschtag im Dschungel“ zur Mäddchere-Sitzung ins Foyer des Eurogress, wo 300 Damen ausgelassen feierten.
Den Abschluss neuer Veranstaltungen bildete der „Närrische Kehraus“ mit anschließendem Geisterzug und der Verbrennung des Trööetemanns.
Als wären drei neue Veranstaltungen nicht genug, wurde 2005 in enger Zusammenarbeit mit der „ISG Kleine Adalbertstraße“ die „Puffelparade“ ins Leben gerufen. Seitdem werden jährlich in der Aachener Innenstadt, eingebettet in ein närrisches Bühnenprogramm, 1.000 Puffel für den guten Zweck verkauft.
Ab 2008 begleitete eine junge, moderne und gemischte Tanzgarde die Börjerwehr auf ihrer närrischen Mission – die „Jeck-Bläck-Jeäl-Oh’s“ waren geboren. Traditionsbewusst tritt diese Formation, getragen von modernen Sounds, auf und begeistert seitdem in allen Sälen in und um Aachen.
Zu Beginn des neuen Jahrzehnts musste die Börjerwehr einen schmerzlichen Verlust erfahren – unser Kommandant Wilhelm „Willi“ Schillings verstarb im Sommer 2013. Mit „Willi“ verloren die Stadtwache und die Stadt Aachen einen warmherzigen
Familienmenschen, echten Karnevalisten, emsigen Visionär und herausragenden Kommandanten, dem vor allem die Börjerwehr sehr viel zu verdanken hat.
Im Herbst 2013 wurde der Bassist des Musikzugs Michael Hommelsheim zum neuen Kommandanten gewählt. Seinen ersten Auftritt als Kommandant hatte Michael schon kurz nach seiner Wahl in der Bundeshauptstadt, und zwar bei unseren karnevalistischen Freunden aus Berlin.
In den folgenden Jahren wurden an den bestehenden Veranstaltungen stetige Verbesserungen vorgenommen und die Börjerwehr machte auch außerhalb des Karnevals stets eine gute Figur, wie zum Beispiel durch ihr
Mitwirken bei den Eröffnungsfeiern des CHIO.
Nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst wurden 2017 die langjährigen Offiziere Dirk Heidemeyer (Adjutant) und Dieter Roden (Fähnrich) zu den ersten Senatoren der Börjerwehr ernannt.
Zeitgleich begannen allmählich die Vorbereitungen für das 100-jährige Jubiläum der Stadtwache mit den „mottomäßigen“ Zeitreisen in vergangene Epochen. Die Vorfreude auf das 9x11-jährige Jubiläum wurde Anfang 2020 – kurz nach
Aschermittwoch – jäh beendet. Die weltweite Corona-Pandemie stürzte den Erdball nahezu in einen Dornröschenschlaf. Die Session 2020 / 2021 wurde nur „online" gefeiert, da Kontaktverbote und weitere Beschränkungen keinen anderen Weg
zuließen. Durch die weltweite, pandemische Lage wurde im Jahre 2021 auch erstmalig eine Online-Video Mitgliederversammlung durchgeführt, um sich über die vorherrschende Lage auszutauschen.
Ab der 2. Jahreshälfte 2021 wurden – auch aufgrund der hohen Zahl an Corona Impfungen – politische Zeichen gesetzt, dass der Karneval wieder in Präsenz und in den Sälen stattfinden durfte!
Seitdem sind wir tatkräftig dabei die Traditionen zu pflegen und fortzusetzen, damit nachfolgende Generationen eine noch längere Chronik lesen können!